Stolz und Vorurteil

   

Noch bevor der Vorhang sich öffnet überzeugt der Leiter der Theatergruppe, Heribert Erbertseder, das wartende Publikum mit seinen fantastischen Englischkenntnissen:

PPP – P-Seminar proudly presents “Stolz und Vorurteil”. Er freut sich, dass neue Stück mit Stolz und ganz vorurteilsfrei präsentieren zu dürfen.

Licht an, Vorhang auf: Doch zu aller erst bekommen die Zuschauer nur einen schwarzen Hintergrund mit verhüllten Stühlen davor zu sehen. Nach und nach betreten die Schauspieler die Bühne. Jede Darstellerin und jeder Darsteller schnappt sich eine weiße, ausdruckslose Maske und setzt sich ruhig in den Halbkreis.

Die Theater-AG hat sich dieses Jahr nämlich dazu entschlossen, einfach mal ohne opulentes Bühnenbild zu spielen, da diesmal die Entwicklung der Charaktere im Vordergrund stehen soll.Die pausenlos präsenten Schauspieler verdeutlichen mit ihren Masken den bohrenden Blick der Gesellschaft und ihrer Zwänge.

Als sich nichts auf der Bühne rührt, werden die Zuschauer langsam nervös. Genau diesen Augenblick wartet Magdalena Filgis bei jeder Aufführung ab, bevor sie als Jane Austen auf die Bühne tritt um dem Publikum die Problematik zu erklären. Gleichzeitig wird ein Sofa auf die Bühne geschoben und als die Schriftstellerin des Stücks, Jane Austen, die Charaktere vorstellt, betreten zuerst Mr und Mrs Bennet die Bühne und lassen sich darauf nieder. Nach und nach folgen dann ihre fünf Töchter Jane, Lizzy, Mary, Kitty und Lydia die sich hinter der Lehne aufstellen. Ein Bilderrahmen wird hereingetragen, in den die Familie Bennet dann “gequetscht” wird.

Die nervöse Mrs Bennet (Sabrina Zick) will ihre Töchter so schnell wie möglich an reiche Junggesellen verscherbeln, da sie fürchtet, dass ihren Gatten (Ludwig Bösch) bald das Zeitliche segnen wird. Und nach dem Ableben Mr Bennets würde ein entfernter Cousin das Gut erben, da Frauen damals nicht erbberechtigt waren. Doch was würde dann mit Mrs Bennet und ihren Töchtern geschehen?

Das Stück beginnt damit, dass Mrs Bennet ihrem Mann von ihrem neuen Nachbarn erzählt, dem charmanten Mr Bingley. Mr Bennet liest genervt die Zeitung und hört seiner Frau nur mit halben Ohr zu, als diese ihm theatralisch von ihren Hochzeitsplänen berichtet. Doch Mr Bennet hat vorgesortgt: Da er schon von den Plänen seiner Frau ahnte, hatte er diesem Mr Bingley (Johannes Klemp) schon längst einen Besuch abgestattet und ihn zu sich nach Hause eingeladen.

Und schon hüpfen alle fünf Töchter ganz aufgeregt auf der Bühne herum, richten sich und sind ganz nervös auf den potenziellen Ehemann. Und als er dann endlich erscheint, verliebt er sich auch schon auf den ersten Blick in die wunderschöne Jane (Nina Maier), die Erstgeborene. Der charmante Herr lädt sie auch zugleich zu seinem Ball ein, der demnächst stattfinden würde. Dort trifft Lizzy (Svenja Kuhn) zum ersten Mal auf Mr Darcy (Florian Wirth), den besten Freund von Mr Bingley. Doch Mr Darcy gibt sich sehr kühl und spricht nur abwertend von den Bennets. Schnell hat Lizzy sich ein Vorurteil gebildet.Und als sie sich dann kurz darauf mit ihrem Freund Mr Wickham (Tobias Kuhn) unterhält, und dieser ihr davon berichtet, dass Mr Darcy ihn um sein Erbe betrogen habe, sinkt er nur noch mehr in ihren Gunsten.

Mrs Bennet ist jedoch überglücklich, dass ihre hübsche Jane sich einen so tollen Mann geangelt hat. Zudem stattet der Cousin Mr Collins (Jonas Fremke) der Familie Bennet einen Besuch ab, da er um die Hand einer Tochter anhalten möchte. Und da die älteste sich wohl bald verloben wird, wirbt er um Lizzy. Diese sieht es jedoch ganz und gar nicht ein, den schleimigen Pastor zu heiraten und lehnt den Antrag vehement ab. Womit sie ihre Mutter natürlich ganz und gar nicht glücklich macht.

Danach gibt es dann erst einmal ein großes Drama: Zum einen ist Mr Bingley nach London gezogen, weshalb Jane todunglücklich ist und zum anderen ist Lydia (Tabea Kottek) mit Mr Wickham davongelaufen und droht der ganzen Familie eine Schande zu machen. Zudem hat Lizzys betse Freundin Charlotte (Bianca Merk) den Schnösel Collins geheiratet. Als Lizzy sich nun auf den Weg macht diese auf ihrer Pfründe zu besuchen, wird sie auch gleich zu Lady de Bourgh (Emy Betrich) eingeladen, wo sie erneut auf Mr Darcy trifft. Dieser macht ihr dann überraschend einen Antrag, der Elizabeth sowohl sowohl schockierte, als auch empörte. Denn Mr Dary schaffte es, mit seinem Antrag zugleich auch die Familie Bennet zu beleidigen und sie herabzuwürdigen. Wutentbrannt schickte Lizzy ihn fort, indem sie ihm all ihre Vorwürfe an den Kopf warf.

Doch selbtsverständlich wendete sich das Blatt erneut: Mr Bingley kam zurück und hielt um Hand Janes an, womit schon einmal das erste Paar vereint wäre. Zudem kehrte Lydia als verheiratete Frau wieder nach Hause zurück und stellte stolz ihren Mann vor. Und zu guter letzt suchte auch Mr Darcy noch einmal das Gut der Bennets auf, um sich mit Lizzy auszusprechen. Denn sowohl er als auch sie hatten ihre Fehler eingesehen. Mr Darcy entschuldigte sich dafür, dass er versucht hatte Mr Bingley von Jane zu trennen, und Lizzy entschuldigte sich für ihr Vorurteil, denn in Wirklichkeit hatte Darcy Wickham keinesfalls um sein Erbe betrogen, sondern ihm auch noch unter die Arme gegriffen und ihm geholfen, indem er Lydias Mitgift bezahlte.

Das Publikum schaut gespannt zu, als sich Lizzy und Darcy immer näher kommen, während sie ihre Vorurteile über Bord werfen. Nervös zerpflückt Mr Darcy währenddessen eine Rose und vor lauter Verlegenheit laufen sie erst einmal aneinander vorbei, bis sie sich wieder nähern. Doch bevor es zu einem Kuss kommen kann, springt Jane Austen energisch zwischen das Liebespaar und beendet das Stück.

Donnernder Applaus belohnt die jungen, engagierten und talentierten Schauspieler, denen es in überzeugender Weise gelungen ist, die Zuschauer in das England des 18. Jahrhunderts zu entführen.

Die Theatergruppe bedankt sich am Ende nicht nur bei ihrem Theaterlehrer, sondern auch bei den versierten Schultechnikern um Heinz Gumpinger, bei den Schminkdamen und Souffleusen sowie bei allen Helfern und Mitwirkenden, die dieses Stück erst möglich gemacht haben.